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Schöner tafeln nach Etikette
Tischkultur Gabel, Messer, Löffel, Teller, Glas – vertraute Dinge auf einem Tisch. Aber wo platzieren? Was gehört links, was rechts vom Teller?
Eindecken wie ein Profi ist Massarbeit
Entspannt, souverän, authentisch wirkt Catherine
Tenger. Sie bezeichnet sich als Beraterin für Soft Skills, was soziale
Fähigkeiten sind, die neben Fachkompetenz den beruflichen und privaten Erfolg
bestimmen. Gute Umgangsformen gehören dazu; Tischsitten sind der Gradmesser. «In
fast keinem anderen Bereich zieht man so direkt Rückschlüsse auf Feingefühl,
Manieren und Lebensart eines Menschen wie in seinem Verhalten bei Tisch», so
Tenger. Aus diesem Grund laden Firmen Bewerber schon mal zum Essen in ein
schickes Restaurant, um ebendiese Schlüsse zu ziehen. Um sich nicht zu
blamieren, sollte man einige Regeln kennen. Sonst tritt man von einem
Fettnäpfchen ins nächste und isst womöglich das Brötchen vom Teller des
Tischnachbarn.
Gabel links, Messer rechts. Das lernt man als
Kind. Ein Gedeck, auch Couvert, kann aber aus viel mehr Teilen bestehen. Daher
sollte ein gedeckter Tisch mit Besteck und Gläsern praktisch angeordnet werden.
«Der Gastgeber tut seinen Gästen keinen Gefallen, wenn er sich zu originell und
erfinderisch zeigt. Das schafft nur Verunsicherung», gibt die Fachfrau zu
bedenken. Bei der Wahl des Geschirrs ist man freier. Nicht jeder Haushalt
verfügt über klassisch stilvolles Geschirr und Besteck aus einem Guss für acht
und mehr Gäste. Die Fachfrau beruhigt: «Ich habe schon fantastisch gedeckte
Tische gesehen, die vor Kreativität strahlten und grossartig aussahen. Das hat
auch immer mit Zeitgeist zu tun.»
Ob ganz in Weiss oder farbenfroh, ländlich oder elegant – ein Gedeck
beansprucht je nach Menü viel Platz. Für einen Dreigänger mit Brotteller
berechnet der Profi 73 Zentimeter in der Breite und 38 Zentimeter in der Tiefe.
Ganz so exakt muss man es zu Hause ja nicht nehmen, gewisse Richtlinien aber
berücksichtigen. Beim Essen benutzt man das Besteck von aussen nach innen,
eingedeckt wird von innen nach aussen, das heisst, Gabel und Messer für den
Hauptgang liegen am nächsten zum Teller. Links nicht mehr als drei, rechts maximal
vier Besteckteile. «Sollte es mehr Gänge geben, werden die dazugehörenden
Besteckteile separat gereicht», erklärt Catherine Tenger.
Der
Brotteller auf einem
Tisch ist meist falsch platziert und auch die Anordnung der Gläser ist für
Gastgeber oft eine Herausforderung. Dabei gibt es eine simple Regel: «Flüssiges
kommt rechts, Festes links.» Die Gläser bilden eine Reihe, dabei ist das
Rotweinglas jenes Glas, nach dem sich die anderen richten. Rechts steht das
Glas für die Vorspeise, links das Wasserglas. Alternativ und aus Platzgründen
können die Gläser auch in Traubenform gestellt werden, dann steht das
Wasserglas hinten.
Ganz schön
komplex, das
Eindecken nach System. Zumal in anderen Ländern andere Sitten herrschen: In
Deutschland etwa steht das Wasserglas ganz rechts. Frankreich wiederum kennt
das Eindecken «à la mode française», dabei liegen Gabelzinken und Löffelspitze
auf dem Tisch. «Dies wurde früher so gehandhabt, weil auf Gabel- und
Löffelrücken meist das Familienwappen eingeprägt war», erzählt die weit
gereiste Expertin. Im angloamerikanischen Raum hingegen wird das Dessertbesteck
rechts und links vom Teller platziert. Ob internationaler oder Schweizer Kodex:
Der endgültige Test folgt beim Essen. Spätestens dann offenbaren sich gute oder
schlechte Manieren. Ellbogen aufstützen, schlingen oder mit vollem Mund reden,
weiss man aus Kindertagen, gehört sich nicht.
Das Besteck liegt in der Reihenfolge des Gebrauchs auf und wird von aussen nach innen benutzt. Auf der rechten Seite maximal vier Besteckteile eindecken.
Fettnäpfchen
Das Besteck liegt in der Reihenfolge des Gebrauchs auf und wird von aussen nach innen benutzt. Auf der rechten Seite maximal vier Besteckteile eindecken
Mit der Bestecksprache signalisiert man den Status beim Essen. «Ich bin mit Essen fertig»: Das Besteck liegt rechts parallel nebeneinander auf dem Teller. Gabel und Messer liegen (im Uhrzeigersinn) auf 16.25 Uhr.
«Bitte noch nicht abräumen, ich lege nur eine kleine Pause ein»: Das Besteck ist so auf dem Teller abgelegt, dass sich Gabel- und Messerspitzen berühren.
«Ich hätte gerne noch ein Supplement»: Das Besteck liegt seitlich im oberen Tellerspiegel, so dass genug Platz auf dem Teller bleibt für den zweiten Service.
Falsch: Das Besteck einmal aufgenommen, soll es
den Tisch nicht mehr berühren. Griffe nicht auf den Tisch ablegen. Der
Tellerrand soll sauber bleiben.
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© Suuretaler Metzgli |